Sex ohne Orgasmus: so funktioniert Karezza

Klar, so ein Orgasmus ist toll – aber manchmal einfach nicht drin. So genießt du den Sex ohne Orgasmus (Karezza) und hast auch ohne heißen Spaß!

Einsatz zeigen und durchstarten? Alles auf ein Ziel ausrichten und alles dafür tun? Grundsätzlich gern! Aber nicht beim Sex.

Denn: Während dich der Einsatz in Job und Sport relativ sicher zum Ziel bringt, ist Befriedigung im Bett keine Frage des Ehrgeizes.

Die Erfahrung, dass der Orgasmus kommt, wann er will (oder auch nicht), kennen die meisten Frauen.

Darum kommt hier ein Plädoyer für Genuss statt Leistungsdruck. Das ist besser für dich und die Liebe – und hat inzwischen sogar schon einen Namen: Karezza.

Damit ist allerdings vor allem gemeint, dass es keinen Samenerguss des Mannes braucht, um guten Sex zu haben. Aber auch du als Frau musst dich nicht unter den Druck setzen, unbedingt zu kommen.

Wie viele Frauen haben beim Sex keinen Orgasmus?

Die Partner der beiden kommen praktisch immer. Nervig, aber normal, bestätigt die Forschung:

Frauen kommen in einer Beziehung etwa in 80 Prozent der Fälle, Singles etwa zu 70 Prozent, so eine Studie der University of Indiana. Diese Diskrepanz nennt sich dann "Orgasmus Gap“, also Orgasmus-Kluft.

Warum haben Frauen oft keinen Orgasmus?

Es gibt viele mögliche Gründe für einen ausbleibenden Höhepunkt. Einer der wichtigsten: Mangelnde Stimulation beim typischen Verkehr.

Für viele Frauen ist der Koitus ein suboptimaler Weg zum Orgasmus, weil die Klitoris nicht ausreichend stimuliert wird.

Vielleicht, weil nur der Orgasmus des Mannes zur Fortpflanzung nötig ist?

Was für Gründe gibt es noch für Orgasmusprobleme?

Auch die Tagesform spielt natürlich eine Rolle. Darüber hinaus können auch Medikamente wie Antidepressiva, Ängste, neurologische Probleme das Lust-High behindern.

Sogar der gesellschaftliche Anspruch, dass man auch im Bett funktionieren muss, kann belasten:

"Viele fühlen sich durch den Druck, kommen zu müssen, gestresst“, sagt Sexualmedizinerin Dr. Elia Bragagna aus Wien ("Weiblich, sinnlich, lustvoll“, Verlag Ueberreuter, um 20 Euro). "Doch einen Orgasmus zu erreichen und sich dafür anstrengen zu müssen passt nicht zusammen.“

Laut Bragagna sind 76 Prozent der Frauen glücklich in Liebe und Leben, auch wenn sie nicht immer einen Höhepunkt erleben. Der Orgasmus ist eine Möglichkeit, keine Pflicht.

Kann Sex ohne Orgasmus besser sein?

Ja kann er. Und zwar, wenn du dich eher auf den Sex an sich einlässt, und nicht zu sehr auf ein Ziel hinarbeitest. Das heißt auch: Nicht nur "das eine" als Sex betrachten.

"Viele Paare setzen Sex mit Penetration gleich“, erklärt Therapeutin Brockhausen. Mit dem Ergebnis, dass alles andere zum "Vorspiel“ degradiert wird, bevor es zum "Eigentlichen“ übergeht. 

Dabei ist manueller und oraler Sex für viele Frauen der beste Weg zur intensivsten Erregung. "Männer sollten akzeptieren, dass Frauen die Expertin für ihre Lust sind.“

Außerdem solltet ihr die Lust aneinander in ihrer Gesamtheit schätzen lernen. Sex hat auch ohne Orgasmus intensive Momente, "wie die Lust an der intensiven Nähe, das Gefühl, den Partner in sich zu spüren, der Spaß, gevögelt zu werden, oder das Erschauern, wenn man einander dabei in die Augen guckt.“

Darum gilt wie auf Instagram: Verpasse nicht die wunderbarsten Momente, während du dich anstrengst, sie auch ja perfekt zu inszenieren!

3 Tipps, wie du den Sex ohne Orgasmus mehr genießt

Um Sex ohne Orgasmus zu genießen, musst du dich vor allem auf die schönen Erlebnisse und Gefühle konzentrieren, die bei trauter Zweisamkeit entstehen und die bei der Jagd nach dem Höhepunkt gern aus dem Blick geraten. Hier ein Paar Ideen:

1. Nicht sofortausziehen!

Weißt du noch, früher beim Knutschen? Da hast du dich auch nicht vorauseilend nackig gemacht – und es war so aufregend. Das schreit doch nach Wiederholung!

Darum der einfache Trick: Behaltet die Klamotten mal an. Reibe dich an seiner Hüfte, während du in seinen Schritt fasst. Dabei stimulierst du deine Klitoris und kontrollierst selbst den Rhythmus.

2. Lust auch zeigen!

Was macht Frauen scharf? Das ist keine doofe Männerfrage, das solltest du dir auch selbst beantworten. Zum Beispiel, dass es Lust macht, wenn du das männliche Begehren spürst.

Lasse ihn also beobachten, wie du auf ihm sitzend genießt oder wie du dich selbst mit dem Finger stimulierst. Du liebst seine Erregung, er deine, so geht’s hin und her.

3. Nicht abrupt stoppen!

Noch eine wichtige Frage zum Schluss: Was tun, wenn der Partner schon gekommen ist? Zurückspulen! Mache das, was dich beim Vorspiel anmacht, und hole einen Vibrator dazu.

In der Erregung ist das Gehirn offen für neue Erfahrungen, darum kannst du nun Dinge austesten, bei denen du sonst eher Hemmungen hast. Falls doch Unruhe in dir aufkommt, bitten Sie Ihren Partner, dich noch ein wenig zu streicheln oder deinen Rücken zu massieren, damit der intime Moment nicht so abrupt endet.

Einen Orgasmus vortäuschen, wenn ich keinen habe?

Besser nicht. Klar, manchmal bist du versucht, so zu tun, als ob. Damit es keine Fragen gibt, oder er sich als guter Liebhaber fühlt. Aber ist das deine Aufgabe? Ist es nicht wichtiger, in einer Beziehung ehrlich miteinander zu sein? Außerdem: Bekommst du einen Orgasmus, damit ER sich gut fühlt? Nein.

Wichtig ist, dass er versteht, dass er zwar viel dazu beitragen kann, dass du kommst (was, kannst du ihm selbst am besten zeigen), dass es aber auch andere Gründe gibt, warum dein Orgasmus mal ausbleibt.

Damit muss er klarkommen, das darf er für sich nicht als "Misserfolg" werten, und da sollte er genau so wenig sportlichen Ehrgeiz entwickeln wie du.

Sex ohne Orgasmus kann genau so schön und erfüllend sein wie der mit. Wichtig ist, dass du dich nicht auf den Höhepunkt fixierst und auch deinem Partner klarmachst, dass es beim Sex um mehr geht als das Finale.